Bei Pizza, Pasta, Piccolo DIE Traumfrau gefunden
Die Frau, die ich liebe, geht durch meine Träume. Immer wieder. Sie lächelt mich an. Raubt mir den Atem. Ich schnappe hechelnd nach Luft. Taste nach dem Kissen neben mir. Das Kissen ist leer. So ein Traum hat das Gewicht einer Vogelfeder. Kein Kissen zerknautscht davon. So als würde jemand liegen neben mir.
Die Frau, die ich liebe, sitzt nicht in der S-Bahn. Sie verkauft mir keine Trüffelschokolade. Sie arbeitet nicht in meiner Bank. Sie dreht sich nicht nach mir um. Sie trinkt keinen Kaffee, wenn ich es tue. Sie fragt mich nicht nach dem Weg. Sie bleibt meinem Leben einfach fern.
Da ist eine Frau, die könnte mir gefallen. Sie lacht neben meinem besten Kumpel Fred und küsst ihn voller Glück. Fred hat sie über die Partnervermittlung Der gemeinsame Weg kennengelernt. Das macht mir Hoffnung. Ich lasse mir die Telefonnummer geben und rufe dort an. Vereinbare einen Gesprächstermin. Und auch auf dem Weg dorthin, sehe ich die Frau, die ich liebe, nicht auf einer Parkbank sitzen.
Das persönliche Gespräch mit der Expertin Ingrid Kreuzer verläuft sehr informativ und herzlich. Für sie liegt es klar auf der Hand, dass die Frau meiner Träume existiert. Das überzeugt mich. Ich werde Kunde der Partnervermittlung.
Mit Ricarda telefoniere ich kurz. Es gibt keine Gemeinsamkeiten. Mit Lotta trinke ich beim Weinfest Riesling. Der Funke springt nicht über. Mit Cosima gehe ich in die Oper. Sie ruft mich an und sagt, ich sei nicht der Mann ihrer Träume. Wir gehen einfach nicht durch die Träume der anderen, denke ich und will resignieren. Frau Kreuzer bestärkt mich darin, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Zwei Tage später flattert Valentina ins Haus. Zweimal gefaltet und abgestempelt von der Post. Mir gefällt, dass sie naturverbunden ist. Gerne Musik hört. Mit einem Mann zusammen kochen möchte. Dass sie tanzt. Und sprüht vor Lebenslust.
Ich rufe Valentina an. Wir vereinbaren ein Treffen bei „Luigis“. Ihre Stimme lässt mich nicht los. Ihr Lachen ist wie ein Taschenwärmer, den man sich bei Eiseskälte in die Jacke stecken möchte. Oder wie ein Taschenventilator im Sommer. Ungemein erfrischend.
Ich sitze bei „Luigis“. Ein angenehmer Duft von Pizza, Pasta, Piccolo malt den Raum in appetitlichen Farben. Nervös nestle ich an meiner Krawatte und rolle sie zum 7. Mal wie eine Schnecke zusammen. Bis sie seltsam geformt herabhängt. Ich versuche sie zu glätten. Dann blicke ich auf. Eine Frau betritt meine Träume. Ihr langes dunkelblondes Haar fällt in Wellen über ihre schlanken Schultern. Sie wirft es mit keckem Schwung zurück und lächelt sinnlich. Ihre Körperformen sind dergestalt, dass man im Innern flucht, kein Maler zu sein. Dass man bedauert, kein Liebender zu sein… diesen schönen Körper festzuhalten in Stunden voller Glück. An ihren Fingern funkeln zwei Ringe, die so sehr zu ihr zu passen scheinen, als hätte jemand Kristall aus den Bergen geschnitten, in denen sich ihre Augen spiegelten. Ihr Parfüm schwebt wie eine sanfte Melodie an mich heran. Ihren schlanken Beinen möchte ich beim Tanzen zusehen. Doch das will ich gar nicht. Ich möchte tanzen. Mit dieser Frau. Diese Frau ist so schön!
Sie lächelt mich an. Raubt mir den Atem. Ich schnappe hechelnd nach Luft. Taste nach dem Wasserglas neben mir. „Valentina!?“, krächze ich. Das Mineralwasser sprudelt wie ihre Worte. Der Merlot perlt wie ihr Lachen. Den ganzen Abend lang.
Eine Woche später telefoniere ich mit Frau Kreuzer. Ich äußere den Wunsch, aus der Kundendatei gelöscht zu werden. „Aus welchem Grund?“, fragt sie entsetzt.
„Aufgrund vollkommenen Glücks. Traumfrau gesucht? Traumfrau gefunden.“
Den Menschen unserer Träume finden wir nur im Leben. Und nur wenn wir auf die Suche gehen. Herzlichen Dank, Frau Kreuzer!